Am Donnerstag informierten sich die bündnisgrünen Landtagsabgeordneten Sahra Damus und Isabell Hiekel vor Ort über die Arbeit der Obstbauversuchsstation Müncheberg, deren Fortbestand lange auf der Kippe stand. Anlass des Informationsbesuches war die Angliederung der renommierten Forschungsstation an die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik (LVGA) mit Hauptsitz in Großbeeren im vergangenen Jahr. Durch die Eingliederung konnte die Station weiter betrieben werden. Bei einem etwa dreistündigen Rundgang zusammen mit dem Leiter der Station Dr. Hilmar Schwärzel, Vertretern der LVGA, von Obstlandwirten aus Brandenburg sowie Mitgliedern der "Initiative für den Wiederaufbau der Obstbauversuchsstation" machten sich die Abgeordneten ein Bild von der Lage.
Im Herbst 2016 hatte Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) ein Konzept zum Erhalt der renommierten Obstbauversuchsstation in Müncheberg vorgestellt. Danach sollten vier Mitarbeiter und ein freiwilliger Verein das 32 Hektar große Areal betreiben. Allerdings gibt es derzeit weder einen Förderverein, noch ist bei der personellen Ausstattung eine wesentliche Besserung eingetreten. Bei zwei Mitarbeitern ist der Arbeitsvertrag bis Ende 2018 befristet, bei einem bis 2019. Nur eine Sachbearbeiterin und der Stationsleiter haben eine unbefristete Anstellung. Das hat eine Antwort von Agrarminister Jörg Vogelsänger auf eine parlamentarische Anfrage der bündnisgrünen Landtagsabgeordneten BENJAMIN RASCHKE und HEIDE SCHINOWSKY ergeben.
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Die Bäume in der Obstbauversuchsstation in Müncheberg haben den Winter und die Kälteeinbrüche der letzten Wochen gut überstanden. Davon überzeugten sich am Dienstag die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock (Grüne) zusammen mit MOL-Kreistagsmitglied Jan Sommer und Vertreter der "Initiative zum Wiederaufbau der Obstbauversuchsanstalt". Erst vor wenigen Tagen schlugen die Brandenburger Obstbauern Alarm, weil ein Totalverlust bei Steinobst droht. Das Land Brandenburg erwägt sogar die Einstufung als Naturkatastrophe, verkündete ein Sprecher des Agrarministeriums.
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Auf einem Seminar zur Obstforschung der Firma Floraland Arnold am Sonnabend in Schöneiche (Landkreis Oder-Spree) kritisierte der Pomologe Carsten Kühn, dass die derzeitige Situation der Obstforschungsstation in Müncheberg "alles andere als rosig" ist. In der Anlage sei von November 2016 bis Januar 2017 niemand anzutreffen gewesen. Es gibt auch keine weitere Kontaktmöglichkeit. Auffällig sei auch dass keine der üblichen im Winter dringend notwendigen Aktivitäten (Pflegemaßnahmen) zu beobachten ist. Der Befall von Schädlingen nimmt zu. Wühlmäuse breiten sich aus, Bodenpflege und Unkrautbekämpfung erfolgen nicht, berichtete Kühn.
Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) hatte im Herbst 2016 ein Konzept zum Erhalt der renommierten Station vorgestellt. Seitdem ist jedoch nichts weiter passiert. "Die Landesregierung lässt die Obstforschungsstation einen langsamen Tod sterben. Wenn es bei der jetzigen Situation bleibt, wird die Station in ca. zwei Jahren kaputt sein", kritisierte Kühn. Schon heute können die beliebten Seminare für die lokale Obstwirtschaft und interessierte Bürger nur noch durch die Unterstützung und Eigeninitiative von privaten Firmen und Vereinen angeboten werden.