Bei einem Treffen der Initiative für den Wiederaufbau der Obstbauversuchsanstalt mit Vertretern der CDU Märkisch-Oderland am Mittwoch in Müncheberg wurde das unlängst bekannt gewordene Konzept des SPD-Ministers Jörg Vogelsänger zum Erhalt der renommierten Obstforschungsstation kritisiert. „Es ist eine Schande, wie Rot-Rot das bundesweit bekannte Vorzeigeobjekt an langer Hand verkümmern lässt“, sagte Eduard Johann, CDU-Bürgermeisterkandidat für Müncheberg. Die Traditionsanstalt ziehe jährliche hunderte von Besuchern und Obstliebhabern aus dem ganzen Land an. Allein mit Freiwilligen könne man solch ein Areal nicht in Schuss halten, meint Johann. Nach den Vorstellungen des Ministers sollen nur vier Mitarbeiter und ein freiwilliger Verein das 32 Hektar große Areal betreiben, auf dem unter anderem über 1000 Apfelsorten wachsen.
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Die Initiative für den Wiederaufbau der Obstbauversuchsanstalt bezeichnete das am Mittwochabend im Brandenburger Landtag von Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) vorgestellte Konzept zur Erhaltung der ehemals renommierten Obstforschungsstation als „absolut unzureichend“. Nach den Vorstellungen des Ministers sollen nur vier Mitarbeiter und ein freiwilliger Verein das 32 Hektar große Areal betreiben. „Brandenburg entledigt sich eines Diamanten“, kritisiert Sabine Niels aus Fürstenwalde: „Die Arbeit des Landes an freiwillige Laien übertragen zu wollen, ist der blanke Hohn“.
Auch Kerstin Hellmich aus Tempelberg lässt kein gutes Wort an dem Konzept: „Die Pflichten des Ministeriums sollen auf Ehrenamtliche abgewälzt werden. Das ist nicht tragbar“. Für Hellmich sind das hochqualifizierte Aufgaben für Fachpersonal. „Das Einwerben von Drittmitteln können Laien nicht stemmen“ meint die Tempelbergerin: „Unsere Bereitschaft zu unterstützen - wird so ausgenutzt“. Grundsätzlich wäre ein Förderverein eine gute Idee aber nicht als eine der tragenden Säulen eines staatlichen Konzepts. Zumal dabei noch viele offene Fragen sind, kritisiert Niels: In wie weit will sich das Land beteiligen? Wer bestimmt die Struktur und wer soll einen stetigen Mittelzufluss gewährleisten? Letztlich wäre die Obstbauversuchsstation "vogelfrei" wenn per Mehrheitsbeschluss in solch einem Verein jenes Projekt angefasst würde, aber ein anderes tunlichst unterlassen würde.
In der traditionsreichen Anstalt wurde schon seit 1928 geforscht und Obst-genetisches Material bewahrt. „Das Institut hat die Kaiser-, Nazi- und DDR-Zeit überlebt und wird jetzt unter der rot-roten Regierung zu einem Schatten einstiger Größe degradiert. Das ist eine Schande für das Land Brandenburg“, sagt Niels: "Gerade in der heutigen Zeit des Klimawandels ist die Obstforschung wichtiger denn je. Das darf nicht Saatgutkonzernen wie Monsanto und Bayer mit ihren auf Profit getrimmten Standard-Sorten überlassen werden“. Kerstin Hellmich: „Es sind visionäre Lösungen mit diesem Potenzial der Obstversuchsstation, im Angesicht des Klimawandels mehr als überfällig“.
Mehr als hundert Unterschriften zum Erhalt der Brandenburger Obstbauversuchsanstalt wurden heute in Berlin vom Vorsitzenden des Bezirksverbands der Gartenfreunde Berlin-Hellersdorf e. V. Dr. Norbert Franke und Bezirksfachberater Stefan Jatzev an die Initiative zum Wiederaufbau der Obstbauversuchsanstalt übergeben. Initiativsprecherin Sabine Niels zeigt sich freudig überrascht, hatte ihre Gruppe doch noch nicht zu einer Unterschriftenaktion aufgerufen. „Die Berliner waren so erzürnt, dass die Brandenburger Landesregierung die fast hundertjährige traditionsreiche Obstforschung am Standort Müncheberg derart verkümmern lässt, dass spontan über hundert Menschen in zusammen kamen um ihren Unmut auszudrücken“. Niels kündigte an, die von Stefan Jatzev initiierte Unterschriftensammlung, zeitnah an Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) zu übergeben.
Müncheberg (MOZ) Immer wieder die selben fünf, sechs Apfelsorten findet man im Supermarkt - im Müncheberger Landes-Sortengarten sind es mehr als 1000. Wie auf einer Arche werden sie dort vor dem Untergang bewahrt. Doch seit langem schon ist die Arche selbst in Gefahr.
Am heutigen Montag, den 11. Juli, waren Mitglieder der Initiative "Wiederaufbau der Obstbauversuchsanstalt" auf dem Gelände Kirschen pflücken. Diese hängen im Moment dunkelrot und saftig an den Bäumen.
Auf dem Gelände fällt eines noch mehr auf - das Unkraut steht menschhoch zwischen den Obstbäumen. Dabei sind die Folgen schon sichtbar: Mäuse rennen zwischen den Bäumen hin und her. "Durch die Samen im hohen Gras können sich die Mäuse dick und rund fressen. Dabei hat das fatale Folgen für den Sortengarten. Denn wenn der Durst zu groß ist, knabbern die Mäuse Rinden und Wurzeln der Bäume an. So droht der Baumtod", sagt Eva Rönspieß, Master-Absolventin der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Mäuse vermehren sich sehr oft und sehr schnell innerhalb eines Jahres. Durch das hohe Gras sind sie vor Angreifern aus der Luft und vom Boden geschützt. D.h. Fuchs, Marder und Greifvögel können sich nicht den Magen vollschlagen.
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Der Jakobsweg beginnt vor der eigenen Haustür, wie ein spanisches Sprichwort sagt. Das gilt genauso für die Nordroute des Brandenburger Jakobsweges, auf dem Carla Kniestedt unterwegs ist. Eine wunderschöne Tour: Idyllische Wege, nette Herbergen, überraschende Sehenswürdigkeiten. Sie trifft Menschen, die selbst schon auf dem berühmten Jakobsweg in Spanien unterwegs waren. Im zweiten und letzten Teil geht es von Tempelberg nach Garzau - ein 25 Kilometer langer Weg.
Hier der Link zum Video in der Mediathek (ab Minute 13 geht es um die Obstbauversuchsanstalt)